In den Kinzigtal-Nachrichten erschien am 27.Juni 2013 folgender Artikel:


Zum Kennenlernen werden
Kopf und Arme abgetastet

Besuch von Blinden in Grundschule an der Salz

BAD SODEN

Adele Wolf-Zöll betastet dasGesicht eines Mädchens

Wie leben blinde und sehbehinderte Menschen, können sie allein auf die Straße und wer erledigt die tägliche Arbeit?
Die Viertklässler der Grundschule an der Salz erlebten gestern zwei spannende Schulstunden zu diesem Thema.

Die Klassenlehrerinnen Agnes Böhme und Gabriele Scherer hatten die Jungen und Mädchen mit Material aus den „Schulpaketen“ des Blinden- und Sehbehindertenbundes gut vorbereitet. Die Schulen können die Pakete anfordern, um die Kinder für dieses Thema zu sensibilisieren, erläuterte Silvia Schäfer, Bezirksgruppenleiterin in der Region Hanau. Sie stellte sich den Kindern in Scherers Klasse sowie Adele Wolf-Zöller in der Klasse von Agnes Böhme vor. Die Damen, die auf das ihnen fremde Terrain von Christine Schönherr und Praktikantin Isabella Richter begleitet wurden, berichteten von ihren Erfahrungen. So lernte Wolf- Zöller die Welt sehend kennen und erfuhr später, dass sie ihr Augenlicht verloren hatte, weil der Sehnerv unerklärlicherweise eingetrocknet war.

Hörfilme sind sehr beliebt
Die Frauen berichteten von Hilfsmitteln wie den Langstock, der sie überall hin begleite. Staunend hörten die Kinder, dass Wolf-Zöller zwar eine Hilfe habe, aber zum Beispiel ihre Wäsche selbst bügele. „Wie telefonieren Sie?“, lautete eine Frage. Dafür gebe es ein einfaches Hilfsmittel, nämlich den kleinen erhabenen Punkt auf der „5“ der Tastatur. „Ich weiß, dass darüber die zwei ist, links die vier und so weiter.“, erklärte Wolf-Zöller. Sie habe auch gern Dekoration in ihrer Wohnung, aber davon nur wenig, denn „alles muss immer am selben Platz stehen, sonst kann ich dranstoßen und es herunterwerfen“.
Die blinde Frau berichtete, dass sie auch gern fernsehe, vor allem wenn Sendungen als Hörfilme angelegt seien und es somit Erläuterungen für blinde Zuschauer gebe. Wenn sie jemanden kennenlernen wolle, müsse sie die Person berühren. Einige Kinder wollten dies ausprobieren und erlebten, wie Wolf-Zöller Kopf, Gesicht und Arme abtastet.

In der Nachbarklasse wollten die Kinder von Silvia Schäfer unter anderem wissen, ob sie auch Gesellschaftsspiele möge. Es gebe Spezialausführungen für Sehbehinderte, mit denen auch Sehende spielen könnten, sagte sie. Trotz aller Hilfen, die längst nicht alle von der Krankenkasse bezahlt würden, lebten Blinde mit erheblichen Einschränkungen: Sie können nicht Auto fahren und benötigten oft Hilfe.

 

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lis