Am 6.August steht folgender Artikel über unsere Beratungsstelle "Blickpunkt Auge" in der Hanau - Post:

 

„Wir wollen Mut machen“

Silvia Schäfer leitet die Beratungsstelle "Blickpunkt Auge - Rat und Hilfe bei Sehverlust"

Von Dirk Iding

Silvia Schäfer an ihrem Schreibtisch mit dem Bildschirmlesegerät
Silvia Schäfer, Leiterin der Beratungsstelle „Blickpunkt Auge“, ist selbst
nahezu erblindet. Ein Lesegerät hilft ihr bei der alltäglichen Korrespondenz

Hanau - „Das Wichtigste ist, sich nicht in die Isolation zurück zu ziehen“, sagt Silvia Schäfer. Das Leben habe noch so viel zu bieten, auch wenn das Augenlicht nachlasse. Die 52-Jährige macht Mut - mit vielen guten Tipps und Ratschlägen, aber auch durch ihre offene, freundliche Art. Dabei ist Silvia Schäfer, die die Beratungsstelle „Blickpunkt Auge“ für Blinde und Sehbehinderte im „Haus am Steinheimer Tor“ leitet, selbst fast erblindet und verfügt nur noch über ein Prozent Sehfähigkeit.

Die eigene Betroffenheit der Berater ist neben ihrer fachlichen und sozialen Kompetenz eine der Qualitätskriterien für Beratungsstellen, die das Prädikat „Blickpunkt Auge - Rat und Hilfe bei Sehverlust“ bekommen wollen. Denn wer könnte sich besser in die Lage und Ängste von Menschen mit Sehverlust hineinversetzen, als selbst davon Betroffene. Und wer könnte besser vermitteln, dass das Leben trotz der Augenkrankheit weitergeht und lebenswert bleibt, als Menschen wie Silvia Schäfer.

Seit einigen Wochen darf sich auch die ehemals „Technische Informations- und Beratungsstelle für Blinde und Sehbehinderte“ genannte Einrichtung der Bezirksgruppe Hanau des Blinden- und Sehbehindertenbundes mit dem Prädikat „Blickpunkt Auge“ schmücken. Das Prädikat garantiert Betroffenen, Angehörigen und Medizinern, dass dort kompetent und umfassend über alle Fragen beraten wird, die im Zusammenhang mit dem Verlust der Sehfähigkeit auftauchen. Dabei soll der Begriff „Blickpunkt Auge“ aber auch ein wenig die Hemmschwelle senken, diese kostenlose und neutrale Beratung möglichst frühzeitig in Anspruch zu nehmen.

„Wenn eine schwere Augenkrankheit diagnostiziert wird, ist das für die Betroffenen natürlich erst einmal ein Schock“, weiß Silvia Schäfer aus zahlreichen Beratungsgesprächen. Mehr als 80 Prozent aller Sehschädigungen sind nicht angeboren und treten erst im Laufe des Lebens auf. Gründe sind meist Unfälle oder Krankheiten, wie eine Makula-Degeneration oder ein Glaukom. „Für die Betroffenen bricht mit dem Verlust oder der zunehmenden Abnahme ihrer Sehfähigkeit eine Welt zusammen. Sie ein Stück weit aufzufangen, ist eine unserer wichtigsten Aufgaben“, meint die 52-Jährige.

Dabei kann die Beraterin, die sich in etlichen Fortbildungen für ihre Aufgabe qualifizierte, auf medizinische Aspekte der verschiedenen Augenerkrankungen ebenso eingehen wie auf rechtliche Fragen. Sie hilft beim Schriftverkehr mit Krankenkassen, Behörden, Arbeitsamt, Reha-Einrichtungen und anderen Institutionen ebenso wie sie nützliche Tipps zu Bewältigung des Alltags geben kann, etwa durch den Einsatz von technischen Hilfsmitteln wie elektronische Lupen, Bildschirmlesegeräte oder elektronische Vorlesesysteme.

Das kleine Büro im zweiten Stock des „Hauses am Steinheimer Tor“ ist aber nicht nur Anlaufstelle für direkt Betroffene, sondern auch für Angehörige oder Arbeitgeber. Letztere können sich unter anderem darüber informieren, wie ein Arbeitsplatz für Sehbehinderte ausgestattet werden kann und welche Förderhilfen es dafür gibt. „Denn“, so Silvia Schäfer, „Arbeitgebern entstehen für die technische Sonderausstattung von Arbeitsplätzen für Sehbehinderte keine zusätzlichen Kosten. Die werden vom Integrationsamt übernommen.“

Fast noch wichtiger als diese ganz konkreten Tipps für Sehbehinderte zur Bewältigung ihres Alltags- und Berufslebens ist der 52-jährige allerdings „der soziale Aspekt“ der Beratung. „Wir wollen den Betroffenen Mut machen und ihnen auch den Gedanken der Selbsthilfe vermitteln“, so Schäfer.

Dazu gehört vor allem auch, den Kontakt zu anderen Betroffenen herzustellen. Regelmäßig bietet der Blinden- und Sehbehindertenbund Hanau, der zur Zeit rund 180 Mitglieder zählt, daher Stammtische, Kaffeenachmittage, Ausflüge, Wanderungen und ähnliches an. „Gerade das Gespräch mit anderen Betroffenen hilft, mit der neuen Situation besser fertigzuwerden“, ist Schäfer überzeugt.

Die Beratungsstelle „Blickpunkt Auge - Rat und Hilfe bei Sehverlust“ im „Haus am Steinheimer Tor“, Steinheimer Straße 1, ist montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr besetzt. Terminvereinbarungen sind unter Telefon 06181/956663 oder per E-Mail unter s.schaefer@blickpunkt-auge.de möglich.

 

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