Beratungsstelle "Blickpunkt Auge" unterstützt bei Augenerkrankungen

Informationen, Alltagstipps und auch ein bisschen Halt geben

Hanau (jus/nic). Ein Schleier vor den Augen, das Sichtfeld engt sich ein, oder die Sehkraft geht nach und nach ganz verloren – eine enorm belastende Situation für Patienten. Doch an wen sollen sich Betroffene wenden, wenn sie eine solche Diagnose bekommen haben? In Hanau gibt es eine Beratungsstelle für Blinde und Sehbehinderte, die diesen Menschen helfen möchte. Seit rund drei Monaten trägt diese nun den Namen „Blickpunkt Auge“. In einer Feierstunde stellten sich kürzlich die Leiterin der Beratungsstelle sowie Initiatoren und Unterstützer dieses Projekts vor und erklärten, was sich hinter dem „Blickpunkt Auge“ verbirgt und an wen sich dieses Angebot richtet.

Die Hanauer Anlaufstelle ist die sechste Blickpunkt-Auge-Einrichtung in Hessen. Kernidee dieser speziellen Beratungseinrichtung kam vom Blinden- und Sehbehindertenbund, wie Klaus-Jürgen Schwede, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbandes, erklärte. „Das Ganze ist vor einigen Jahren von unserem Bundesverband angedacht worden“, erinnert er sich. Ziel der Initiative sei es, bundesweit ein flächendeckendes und qualitativ gleichbleibend gutes Beratungsangebot zu schaffen. Dazu sei es wichtig, bestimmte Standards zu gewährleisten. So sind die Berater von „Blickpunkt Auge“ alle entsprechend ausgebildet. Auch Silvia Schäfer, die Leiterin der Hanauer Beratungsstelle, hat zahlreiche Zertifikate erworben, die sie für die Beratertätigkeit qualifizieren. Daneben kann Schäfer aber auch auf ihre ganz persönlichen Erfahrungen zurückgreifen, denn wie alle Berater von „Blickpunkt Auge“ ist sie selbst betroffen. Ihre Sehkraft liegt aufgrund einer Netzhautdegeneration bei etwa einem Prozent.
In Frankfurt und Limburg gab es die ersten beiden Beratungsstellen, Hanau ist nun die sechste Einrichtung. Mit Wiesbaden, Kassel und Hofheim sollen drei weitere noch in diesem Jahr folgen. Ganz wichtig ist Klaus-Jürgen Schwede dabei, zu betonen, dass sich das Angebot nicht nur an Blinde und Sehbehinderte richte, sondern auch die zunehmend größer werdende Gruppe der Augenpatienten angesprochen werden soll: „Jemand der beim Augenarzt war und gehört hat, dass er eine Krankheit hat, die in ein, zwei Jahren vielleicht zum Problem wird – genau für diese Menschen sind wir da.“
„‘Blickpunkt Auge‘ ist ein Angebot zur Selbsthilfe“, ergänzt Dana Lienert, Koordinatorin und Leiterin der Beratungsstelle in Limburg. Die Diagnose treffe oft Menschen, die mitten im Leben stehen, bis sie plötzlich merken, dass sie schlechter sehen. Der Schock, der mit der Diagnose einhergehe, sitze erst einmal tief. Aber irgendwann beginne der Betroffene dann sich zu fragen, was hinter dieser Diagnose stecke und was das eigentlich alles für ihn bedeute. „Genau da setzen wir an. Wir möchten informieren, beraten, unterstützen und Halt geben, soweit das möglich ist“, so Lienert. Neben allgemeinen Informationen über die Erkrankung informieren die Berater zu rechtlichen und finanziellen Ansprüchen und geben Tipps. Auch bei der Frage nach der Vereinbarung von Beruf und Sehbehinderung will die Beratungsstelle Hilfestellung leisten. Und nicht nur Betroffenen, auch deren Angehörigen stehen die Berater mit Rat und Tat zur Seite.
Der Hanauer Stadtrat und Sozialdezernent Axel Weiss-Thiel begrüßt die Einrichtung in Hanau und stellt fest: „‘Blickpunkt Auge‘ ist ein Meilenstein für die Blinden- und Sehbehindertenberatung in Hanau, aber auch für das Haus am Steinheimer Tor.“ Mit dieser Institution werde das bisherige Angebot hier passend erweitert, wobei die unterschiedlichen Organisationen hier vor Ort ein wichtiger Gradmesser dafür seien, was die Menschen hier in Hanau im Alter bräuchten.
Ein Fachvortrag von Augenarzt Andreas Schilling vom Triangulum in Gelnhausen rundete die Feierstunde ab. Er ging auf die verschiedenen Hauptursachen von Erblindungen ein und stellte Krankheitsbild, Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten für die Makuladegeneration, den grünen und den grauen Star, Hornhauteintrübungen, Netzhautablösungen oder diabetesbedingter Sehschwierigkeiten dar. Die Anwesenden nutzten die Gelegenheit für viele interessierte Fragen, die auch im Anschluss an den Vortrag bei einem kleinen Sektempfang weiter diskutiert wurden.
Die Sprechzeiten der Hanauer Beratungsstelle sind montags bis freitags, jeweils von 10 bis 14 Uhr. Um eine Terminvereinbarung wird gebeten unter Telefon 06181/956663 oder Mail an s.schaefer@blickpunkt-auge.de.

Finger auf einem Text mit Brailleschrift
Lesen mit den Fingern: Der Alltag ändert sich vollkommen, wenn die Sehkraft nachlässt oder völlig verschwindet.

 

zur Artikelübersicht

zur TIBS-Seite

zur Seite der BG Hanau