Am 24.August 2013 fahren 13 Pitschedabber zum "Pfälzer Hof" in Bad Dürkheim. Joachim Becker hat die Wanderfahrt organisiert, das Hotel ausgesucht und das Programm zusammengestellt. Nachdem die Zimmer bezogen sind, treffen sich alle im Biergarten, wobei man sagen muss, dass Biergärten hier in der Pfalz eher Weingärten sind, denn das Hauptgetränk ist der Wein. Er wird hauptsächlich als Schorle aus sogenannten "Dubbegläsern", die einen halben Liter fassen, getrunken.
Bei einem anschließenden Spaziergang durch Bad Dürkheim lernen wir unsere nähere Umgebung ein bisschen näher kennen. Auf den folgenden Bildern beim Marsch dürch Bad Dürkheim sind die Teilnehmer mit ihren Begleitpersonen zu sehen. Wenn möglich, wie an der Statue eines Weinlesers, werden Dinge mit den Händen erfasst.
Bad Dürkheim
an der Weinstraße ist hauptsächlich bekannt durch den "Wurstmarkt",
ein Volksfest, das seit 1577 abgehalten wird und mit über 600000 Besuchern
als das größte Weinfest der Welt gilt.
Dank seiner Solequellen ist Bad Dürkheim auch ein Kurbad, den Zusatz "Bad"
erhielt die Stadt 1904. Es gibt ein Gradierwerk, eine Saline, die mit 333 m
Länge als eine der größten in Deutschland gilt. In der bis zu
18 Meter hohen Bad Dürkheimer Anlage sind rund 250.000 Reisigbündel
zu Wänden geschichtet. Über diese Reisigwände rieselt Salzwasser
aus einer Heilquelle. An heißen Tagen verdunsten bis zu 25 Kubikmeter.
Früher dienten die Gradierwerke der Salzgewinnung, heute therapeutischen
Zwecken. Die salzhaltigen Tröpfchen sollen einen positiven Einfluss auf
Lunge und Bronchien ausüben.
Im Kurpark gibt es außerdem Möglichkeiten, bei denen die sehenden
Begleiter ihre Führungsqualitäten beweisen können, indem sie
die Blinden auf Trittsteinen oder über eine strickleiterartige Hängebrücke
über Wasserflächen führen. Den Abschluss des Tages bildet dann
der Besuch auf einem Weinfest.
Am nächsten
Tag, dem Sonntag, steht unsere erste Wanderung auf dem Programm. Mit dem Bus
fahren wir nach Lindemannsruhe in 465 m Höhe und wandern von dort durch
den Pfälzer Wald zum Ungeheuersee. An diesem Tag begleitet uns auch Gerd,
Achims Vater. Im Wald hier gibt es besonders viele Esskastanien, die erst in
ca. einem Monat reif sein werden.
Und hier kommen die Wanderer:
In der Weißenheimer Hütte des Pfälzer Waldvereins machen wir eine Pause, bevor es dann weitergeht nach Weisenheim am Berg, einem hübschen Weinort mit vielen lauschigen Winzerhöfen. Wir nehmen zum Mittagessen in einem dieser Höfe Platz und sitzen herrlich unter Weinlaub.
Udo verlässt uns am Sonntagabend und leider auch das schöne Wetter, denn am Montag regnet es. Für einen Tag sind heute Klaus und Gertraud aus Idstein bei uns. Es steht ein Besuch des mittelalterlichen Städtchens Freinsheim, ganz in der Nähe von Bad Dürkheim, auf dem Programm. Wir fahren ein paar Minuten mit dem Zug dorthin und nehmen dann an einer Stadtführung teil.
Freinsheim, das auch manchmal das "Rothenburg der Pfalz" genannt wird, ist noch fast vollständig von seiner 1300 m langen spätgotischen Stadtmauer mit Türmen und Toren umgeben. Eine Stadtführerin zeigt uns das Städtchen, vor allem die historische Stadtmauer und die Türme. Dabei ist der Weg entlang der Mauer manchmal ganz schön eng.
Nach dem
Mittagessen wandern wir durch die Weinberge, wo die Trauben schon fast erntereif
noch an der Sträuchern hängen, nach Ungstein. Infolge des Regens sind
die Pitschedabber in ihrem Element.
Oberhalb von Ungstein hat man die Reste eines römischen Landgutes und einer
Kelteranlage aus der Zeit um 500 n.Ch. gefunden und zum Teil rekonstruiert.
Hier erwarten uns Edda und Gerd, Achims Eltern, mit einem zünftigen Schoppen.
Mit dem
Besuch an der römischen Villa ist unser Programm an diesem Montag noch
nicht zu Ende. Für 18:00 Uhr hat Achim noch eine Wein- und Sektprobe in
der Wein- und Sektkellerei Fitz-Ritter
organisiert. Inzwischen ist Ingrid K. zu uns gestoßen, Klaus und Gertraud
sind abgereist.
Im Sektkeller informierte uns eine Kellermeisterin über die traditionelle
Methode der Sektherstellung, die Johannes Fitz vor fast 200 Jahren aus der Champagne
mitbrachte. Typisch für die Champagnerherstellung sind die sog. Rüttelpulte,
schräg gestellte dicke Bretter, in denen sich dicht neben- und untereinander
Löcher befinden, in die ein Flaschenhals passt. In diese Löcher werden
die mit Kronkorken versehenen Flaschen mit dem bereits zum zweiten Mal vergorenen
Wein, der jetzt bereits Schaumwein (Sekt, Champagner) ist, gesteckt. Am
ersten Tag liegen die Flaschen fast waagerecht, leicht zum Kronkorken hin geneigt.
21 Tage lang werden die Flaschen dann gerüttelt. Dabei werden sie in den
ersten zwei Wochen im gleichen Winkel belassen, aber täglich um eine zehntel
Umdrehung gedreht. In der letzten Woche werden sie dann Tag für Tag immer
weiter auf den Kopf gestellt. Nun hat sich die Hefe, die sich nach der zweiten
Gärung noch in der Flasche befindet, im Flaschenhals gesammelt und kann
entfernt werden. Dies geschieht dann durch Gefrieren des Flaschenhalses. Wenn
man dann den Kronkorken öffnet, fliegt die Hefe durch Überdruck in
der Flasche heraus. Danach wird die Flasche mit dem Sektkorken verschlossen.
Im Keller trinken wir ein Gläschen des Sektes und gehen dann zur eigentlichen
Weinprobe in einen anderen Raum, wo wir an einem Tisch sitzen und die verschiedenen
Weine verkosten: Riesling, Chardonnay, Gewürztraminer etc.
Am Dienstag
fahren wir wieder ein Stück mit dem Zug und wandern dann zur "Erdekaut".
Kaut oder Kaute ist ein altes Wort für Grube oder Vertiefung. In der Erdekaut
wurden einst Ton und Klebesand abgebaut. Bis in die 1980er Jahre hinein waren
hier in 30 Gruben rund um Eisenberg ca. 600 Bergleute beschäftigt. Mittlerweile
ist die Erdekaut als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und wurde mit der behutsamen
Ansiedlung seltener Tier- und Pflanzenarten in den ökologischen Originalzustand
zurückgeführt.
Unser Ziel ist die ehemalige
Grube Riegelstein. In dem historischen Gebäude, von wo die Bergleute einfuhren,
befindet sich ein Bergbaumuseum. Wir hören einen Vortrag über die
schwere Arbeit der Bergleute und bekommen auch das eine oder andere in die Hand
zum näheren Anschauen.
Noch bis 1996 war
die Grube Riegelstein in dem ehemaligen Ton- und Sandgrubengebiet zwischen Eisenberg
und Hettenleidelheim im Betrieb. Nach der Aufgabe der Gruben entstand hier ein
einmaliges Landschaftsschutzgebiet mit vielen seltenen Tieren und Pflanzen.
Am Mittwoch fahren wir ein Stück mit dem Bus und steigen dann zur Ruine der Hardenburg hinauf. Der Weg dorthin ist zwar nicht lang, aber ganz schön steil, sodass wir oben erst einmal außer Atem sind. Die Höhenburg liegt über dem gleichnamigen westlichen Ortsteil Bad Dürkheim-Hardenburg auf einer 200 m langen Bergnase rechts über dem Tal der Isenach, dessen Öffnung zur Rheinebene sie früher kontrollierte. Auch als Ruine ist sie eine der mächtigsten Burgen der Pfalz.
Achim erzählt
uns dann einiges über die Burg: Die Hardenburg wurde zu Beginn des 13.Jh.
durch die Grafen von Leiningen, die ihre Stammburg Altleiningen zehn Kilometer
weiter nördlich hatten, erbaut. Hierfür eigneten sie sich widerrechtlich
Gelände an, das dem Kloster Limburg gehörte. Die Hardenburg überstand
viele Fehden und Kriege und wurde weiter ausgebaut. Im Dreißigjährigen
Krieg bot sie der Bevölkerung der umliegenden Orte Zuflucht. Von 1560 bis
1725 war sie die Hauptresidenz der Leininger und wurde in dieser Epoche zum
Residenzschloss ausgebaut.
Sie überstand den Pfälzischen Erbfolgekrieg Ende des 17.Jh., in dem
Truppen des französischen „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. die
linksrheinische Pfalz verwüsteten, bei der Hardenburg jedoch nur die Festungswerke
zerstörten. 1794 wurden die Wohngebäude dann durch französische
Revolutionstruppen in Brand gesteckt, wobei die kostbare Innenausstattung vernichtet
wurde. Nach und nach verfiel die Burg danach zur Ruine.
Von der Burg geht es dann wieder hinab zum Naturfreundehaus Eppental, wo wir Mittag machen. Ein Teil der Gruppe wandert dann noch nach Wachenheim, die anderen fahren mit dem Taxi zurück. Den Abend verbringen wir wieder gemeinsam im Biergarten unseres "Pfälzer Hofes"
Der nächste Höhepunkt der Wanderfahrt steht am Donnerstag auf dem Programm, obwohl wir heute weniger wandern, sondern machen erst einmal am Vormittag eine gemütliche Fahrt mit einem Planwagen durch die Weinberge. Der Planwagen wird von zwei Pferden gezogen, darunter ein Haflinger. Wir finden alle Platz im Wagen, sitzen quer zur Fahrtrichtung auf beiden Seiten, zwischen uns ein langer Tisch mit Vertiefungen für Gläser. Unter dem Tisch stehen die Getränke, Wasser und Wein für die Schorle. Heute sind auch Achims Eltern, Edda und Gerd bei uns. Achim hat die Gitarre dabei und wir singen manch fröhliches Lied auf unserer Fahrt durch die herrlichen Weinberge, wo die Trauben dick an den Stöcken hängen und darauf warten, in etwa einem Monat geerntet zu werden.
Mittag machen wir dann am Dürkheimer Riesenfass, einem Wahrzeichen von Bad Dürkheim, das 1934 gebaut wurde. Dafür wurden ca. 200 Tannen im Schwarzwald gefällt. Es hat aber nie der Aufnahme von Wein gedient, sondern ist im Innern als Weinstube gestaltet. Es kann auf zwei Ebenen knapp 430 Gäste aufnehmen. Wir sitzen im Biergarten neben dem Fass an mehreren Tischen.
Am Nachmittag
wandert ein Teil der Gruppe dann noch zur ca. 2 km entfernten Klosterruine Limburg,
das ebenso wie die Hardenburg links des Flüsschens Isenach liegt. Wir sehen
heute die Ruinen eines aus dem Mittelalter stammenden ehemaliges Klosters in
romanischem Baustil. Als erstes Bauwerk wurde im 9.Jh. von den salischen Herzögen
aus Worms eine Burg angelegt, die den Eingang des Isenachtales beherrschte.
Diese Schutzfunktion übernahm gut 300 Jahre später, wie wir oben bereits
gelesen haben, die Hardenburg, die zwei Kilometer weiter westlich errichtet
wurde. Ab 1024 wurde die Limburg zu einer Abtei des Benediktinerordens mit Basilika
umgebaut. Die heute nur noch als Ruine vorhandene Anlage zählt zu den größten
und bedeutendsten Denkmälern der frühsalischen Baukunst.
Heute finden von
Juni bis Ende August in der Klosterruine diverse Freilichtveranstaltungen wie
Konzerte, Theater- und Opernaufführungen statt.
Für Freitag hat Achim eine kleinere und eine größere Wanderung geplant. Eine kürzere für alle zur Waldgaststätte "Saupferch" und für die Unermüdlichen eine längere von dort auf den 573 m hohen Drachenfels. Wir kehren erst einmal in der Gaststätte ein, bevor sich ein Teil der Gruppe auf die weitere Wanderung macht. Die anderen bleiben gemütlich im Biergarten sitzen.
Für Freitag Abend hat sich Achim noch ein besonderes Schmankerl ausgedacht. Wir fahren mit dem Bus in den Nachbarort Kleinkalbach und besuchen die dortige "Kerwe", auf der die Pfälzer Kult-Rockgruppe "die anonyme Giddarischde" mit ihrem Sänger Etzel auftritt.
Wenn Sie das Lied hören wollen, aus dem das Zitat auf Etzels Rücken stammt, das Palzlied, dann klicken Sie hier.
Eine schöne Wanderfahrt geht zu Ende und wir danken Achim für die viele Mühe, die er sich gemacht hat, um dieses umfangreiche Programm zu organisieren.
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