Am 22.Mai 2013 steht folgender Artikel über unsere Auftaktveranstaltung "Blickpunkt Auge" in der Frankfurter Rundschau:

"Blickpunkt Auge" weiß alles

Beratungsstelle für Blinde und Sehbehinderte erlangt besondere Qualifikation

Von Anne Lorenc

Gesicht mit Messgeräten vor den Augen beim Augenarzt

Untersuchung mit Schockwirkung: Bei drohender Erblindung berät "Blickpunkt Auge"


An diesem Vormittag sitzt Silvia Schäfer ein verzweifeltes älteres Ehepaar gegenüber. Bei dem etwa 80-jährigen Mann war Grüner Star diagnostiziert worden, und sein Augenlicht droht zu verlöschen. Silvia Schäfer tröstet nicht allein mit Worten. Sie lässt den Senior die unterschiedlich markierten Ränder von Geldmünzen abtasten. Sie erklärt, dass es eine Vielzahl von Orientierungsmöglichkeiten gibt und weiß alles über Hilfsmittel. Die 52-Jährige, die selbst nur noch über ein Prozent Sehkraft verfügt, leitet die Hanauer Beratungsstelle für Blinde und Sehbehinderte.
Diese Beratungsstelle, im Haus am Steinheimer Tor angesiedelt, bietet für hessische Verhältnisse Herausragendes. Sie besteht bereits seit 15 Jahren, getragen vom lokalen Förderverein Tibs (Technische Informations- und Beratungsstelle für Blinde und Sehbehinderte). Doch Silvia Schäfer hat sich drei Jahre lang fortgebildet und damit der Beratungsstelle das Prädikat „Blickpunkt Auge“ ermöglicht. Dies garantiert den Ratsuchenden Hilfe und Unterstützung auf hohem Niveau.
Im vergangenen Jahr empfing Silvia Schäfer 80 Menschen zu Beratungsgesprächen, 260 Mal gab sie Hilfestellung am Telefon. Die Zahlen steigen an. Hauptsächlich, weil die Menschen immer älter werden. Da laute die zunächst schockierende Diagnose dann Netzhaut-Degeneration oder Grüner Star - mit optischen Hilfsmitteln oder Operationen sei nichts zu machen.
Sehbehinderte oder blinde Kinder gäbe es kaum noch, sagt Silvia Schäfer. Dank der modernen Medizin seien die Behandlungsmethoden viel effektiver als früher - zum Beispiel in ihrer eigenen Kindheit, als sich bereits im Grundschulalter ihre Sehfähigkeit allmählich verschlechterte.
Eine wichtige Aufgabe sieht Silvia Schäfer darin, Augenärzte und Optiker zu informieren, dass es die Beratungsstelle gibt. Sehr häufig fühlten sich die Betroffenen nach der erschütternden Diagnose allein gelassen. „Am Anfang muss sich jemand vielleicht erst einmal ausweinen“, sagt die Beraterin. Doch dann führen Silvia Schäfer und ihr Arbeitgeber Tibs mit Hilfe eines wachsenden Netzwerks die Menschen wieder ans Leben heran: durch Veranstaltungen und Treffen mit anderen Betroffenen - „da kann man erfahren, wie Andere mit der Situation umgehen“, weiß Schäfer.
Beim Umgang mit Krankenkassen und Behörden, beispielsweise zum Erwerb eines Schwerbehindertenausweises, hilft „Blickpunkt Auge“ ebenso wie bei der Auswahl der geeigneten Hilfsmittel. Für den Haushalt etwa gebe es sprechende Uhren, Waagen oder Thermometer. An Hausgeräten ließen sich Markierungen anbringen. Ein Silikonplättchen am Herd, an der Waschmaschine oder am Bügeleisen hilft, den Schalter richtig zu drehen. Von vergrößernden Sehhilfen bis zum elektronischen Vorlesegerät reicht die Spanne der Angebote.
Besonders stolz ist Silvia Schäfer auf die Schulungen, die Tibs anbietet. Die seit 1997 bestehende Bezirksgruppe Hanau erarbeitet akustische Handbücher zu blindenspezifischen Hilfsmitteln, sogar zur Nutzung der tastenfreien Smartphones oder Organizer. Für den Ratsuchenden dieses Vormittags war es schon ein Aha-Erlebnis, dass sich Münzen allein durch Tasten an den Rand-Markierungen erkennen lassen.

Die Beratungsstelle „Blickpunkt Auge“ hat ihren Sitz im Haus am Steinheimer Tor, Steinheimer Straße 1. Die Sprechzeiten finden nach Voranmeldung statt. Silvia Schäfer ist erreichbar unter der Rufnummer 06181/956663 oder per E-Mail s.schaefer@blickpunkt-auge.de

TIBS, die Technische Beratungsstelle für Blinde und Sehbehinderte, ist unter derselben Adresse und Telefonnummer erreichbar. Sie ist der Förderverein der Bezirksgruppe Hanau des Blinden- und Sehbehindertenbundes in Hessen. Sie wird unterstützt von der Stadt, von Hanauer Unternehmen und Institutionen, aber auch Privatpersonen. Fördernde Mitglieder sind willkommen. Außerdem werden für einen geringen Obolus Patenschaften angeboten. www.tibsev.de

 

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