Sehverlust - wie verändert sich der Alltag?
Stellen Sie sich vor, Sie 
  verlieren Ihr Augenlicht...
  Wie sind Ihre ersten Reaktionen, Befürchtungen, Fragen?
  Vielleicht -
  Kann ich weiterhin berufstätig sein?
  Wie kann ich meinen Haushalt führen?
  Bin ich noch mobil?
  Was ändert sich bei meinen Hobbys?
  Macht Reisen überhaupt noch Sinn?
  Kann ich noch einen PC bedienen?
  Wie ist es mit Lesen von Zeitung, Büchern und der täglichen Post? 
  
Hier einige Antworten:
 Berufstätigkeit -
  Es gibt inzwischen viele verschiedene Berufe, die ein Sehbehinderter oder Blinder 
  ausüben kann.
  Dazu gehören viele Berufe aus dem EDV-Bereich, aber auch Physiotherapie, 
  Psychologie, juristische Berufe u. v. m.
  Übt man bereits einen Beruf aus und verliert sein Sehvermögen, wird 
  zunächst versucht, die bisherige Tätigkeit zu erhalten, indem man 
  nach geeigneten Hilfsmitteln sucht.
  Dies kann z. B. die Ausstattung des PCs mit einer Vergrößerungs- 
  und Sprach-Software sein.
  Ist das nicht möglich, wird geprüft, ob man im gleichen Betrieb an 
  einer anderen Stelle eingesetzt werden kann.
  Wenn das alles nicht geht, hat man Anspruch auf Umschulung zu einem geeigneten 
  Beruf - vorausgesetzt, man ist noch nicht zu alt.
Haushalt -
  Hier gibt es viele kleine und größere Tricks und Helferlein, die 
  uns ermöglichen, weiterhin kochen, bügeln und putzen zu können.
  Es gibt etliche sprechende Haushaltsgeräte wie z. B. Uhren, Küchen- 
  und Personenwaagen, Thermometer usw. Außerdem können ohne großen 
  Aufwand kleine Markierungspunkte an Waschmaschine, Herd, Bügeleisen, Heizkörperthermostaten 
  usw. angebracht werden, die einem die Orientierung erleichtern. 
  Den Umgang damit lernt man in einem Kurs mit dem Namen "lebenspraktische 
  Fähigkeiten".
  Auch Staubsaugen und Putzen ist natürlich möglich, es kann allerdings 
  nicht schaden, wenn man sich zusätzlich eine Putzhilfe organisiert, die 
  in mehr oder weniger großen Abständen mal nach dem "Rechten" 
  schaut.
Mobilität -
  Leider kann man als Blinder/Sehbehinderter nicht Auto fahren! Aber es gibt ja 
  noch den öffentlichen Verkehr und auch Taxen.
  Je zentraler man wohnt, umso besser. Wohnt man in ländlicher Gegend, ist 
  es mit Bus und Bahn nicht weit her und man ist von anderen abhängig, die 
  einen irgendwohin fahren oder Dinge mitbringen.
  Zum Erhalt der Selbstständigkeit, ist hier dringend ein sogenanntes "Orientierungs- 
  und Mobilitätstraining anzuraten, bei dem man lernt, sich alleine von A 
  nach B zu bewegen.
Hobbys -
  Es gibt natürlich Hobbys, die man bei Sehverlust aufgeben muss. Das tut 
  weh, aber es gibt vieles andere, was möglich ist.
  Handelt es sich um Sport, kann man vieles trotzdem tun - vielleicht nicht mehr 
  alleine, aber wenn eine Begleitperson mitmacht, kann man durchaus joggen, schwimmen, 
  reiten, Ski-Langlaufen usw.
  Radfahrer können mit einem sehenden Partner aufs Tandem umsteigen.
  Was nicht geht sind z. B. Ball-Sportarten - zumindest nicht die herkömmlichen. 
  Es gibt allerdings spezielle Ball-Sportarten für Blinde wie z. B. Torball, 
  Blinden-Fußball oder Showdown und sogar Blindentennis. 
  Hier wird mit Bällen gespielt, die akustisch wahrnehmbar sind und ein sehender 
  Schiedsrichter, der Anweisungen gibt, muss natürlich auch dabei sein. 
Reisen -
  Geht wunderbar, auch wenn man nichts sieht! Es muss nur gut organisiert werden.
  Hat man eine Person dabei, die gut erklären kann, was es ringsum zu sehen 
  gibt, ist das sehr wertvoll.
  Alleinreisende können sich an Reiseunternehmen wenden, die spezielle Gruppen-Reisen 
  für Blinde oder Sehbehinderte anbieten.
  Außer dem visuellen hat man noch vier weitere Sinne, mit denen man seine 
  Umgebung wahrnehmen kann und es ist auf jeden Fall interessanter blind auf einem 
  Kamel durch die Wüste zu reiten, als blind zuhause auf dem Sofa zu sitzen!
Lesen und Arbeiten am PC -
  Bei Sehbehinderung reicht zunächst z. B. ein Bildschirm-Lesegerät, 
  das die Schrift des Leseguts vergrößert. Reicht das nicht mehr aus, 
  gibt es elektronische Vorlesegeräte. Diese können allerdings keine 
  Handschrift lesen.
  Bücher gibt es zunehmend auch in Audio-Versionen und für nachweislich 
  Blinde/Sehbehinderte gibt es mehrere Hörbüchereien, bei denen man 
  Bücher jeder Kategorie ausleihen kann. Diese sind im Gegensatz zu denen, 
  die im Handel angeboten werden nicht gekürzt, sondern werden im Original 
  aufgelesen.
  Zeitung kann man immer mehr über Apps oder im Internet lesen und den PC 
  bedient man mit Vergrößerungs- und Sprach-Software.
  Es kann nicht schaden, die Brailleschrift zu erlernen, denn auch hier gibt es 
  viel Literatur und vor allem hat man mit einer Braillezeile am PC einen besseren 
  Überblick, als wenn man nur mit Sprachausgabe arbeiten würde.
Für alle Bereiche des Lebens gibt es Möglichkeiten, 
  mithilfe von etwas Phantasie, Neuorientierung, Ehrgeiz und Geduld zurechtzukommen. 
  Es gibt viele Hilfsmittel, die das Leben eines Blinden/Sehbehinderten erleichtern 
  können.
  Bei all den Hilfsmitteln ist es trotzdem unerlässlich, auch die Hilfe von 
  netten Menschen anzunehmen. Man kann sehr vieles, aber eben auch nicht alles 
  alleine schaffen.
  Hilfe und Unterstützung ist wichtig und immer willkommen!
  Für Fragen zu all diesen Themen stehen die Berater der Blickpunkt-Auge-Beratungsstellen 
  in Hanau und Nidderau unter 06181/956663 kostenlos und unverbindlich zur Verfügung.
Silvia Schäfer im Februar 2021