Nicht jeder Sehbehinderte ist auch blind

„Blickpunkt Auge“: „Inner Wheel“ spendet 5000 Euro an Blindeneinrichtung

von Rainer Habermann

Frau Dr.Carola Kromer hält einen Riesenscheck über 5000 Euro in den Händen, Silvia das Modell eines Auges.
Silvia Schäfer (rechts) freut sich über die Spende in Höhe von 5000 Euro, die Dr.Carola Kromer,
die Präsidentin des Inner-Wheel-Clubs Offenbach-Hanau-Maintal überreicht. Foto: Rainer Habermann

Hanau. „Blind ist man per Gesetz bei einer Restsehkraft unter zwei Prozent, zwischen zwei und fünf Prozent gilt man als hochgradig sehbehindert. Aber das sind nur grobe Werte, in der Realität ergeben sich etliche weitere Grade und vor allem Ursachen für eine zunehmende Sehbehinderung“, erklärt Silvia Schäfer, Leiterin von „TIBS“, der technischen Informations- und Beratungsstelle für Blinde und Sehbehinderte e.V., und zertifizierte Beraterin im „Blickpunkt Auge“ in der Steinheimer Straße 1. Sie ist selbst sehbehindert, kann nur noch hell und dunkel unterscheiden. Am Montag konnten sie und ihre Organisation sich über eine großzügige Spende des Serviceclubs „Inner Wheel“ freuen. Dr. Carola Kromer, die Präsidentin des Inner-Wheel-Clubs Offenbach-Hanau-Maintal, überreichte Schäfer einen symbolischen Scheck über 5000 Euro. „Hintergrund der Spende war der vorjährige Adventsmarkt im Goldschmiedehaus, bei dem selbstgebastelte Kränze und Gestecke, aber auch viel anderes Selbstgemachtes verkauft wird. Der Erlös dieses Basars geht immer einem sozialen Projekt zu. Und wir haben große Hochachtung vor der Arbeit von Blickpunkt Auge“, sagte Kromer. Für die Beratungsstelle kam die Spende äußerst passend. „Wir werden von verschiedenen Organisationen wie etwa dem Landeswohlfahrtverband (LWV) unterstützt, aber wir sind immer auch auf Spenden angewiesen. Und dieser Betrag sichert uns fast die Miete für ein ganzes Jahr in unserer Beratungsstelle“, lächelt Schäfer. „Wir sind hier mit zahlreichen ehrenamtlichen Beraterinnen und Beratern von montags bis freitags zwischen 10 und 14 Uhr für Menschen da, die an einer Augenerkrankung leiden“, nennt sie die Zielgruppen. „Oder die optische Hilfsmittel, rechtliche und finanzielle Fragen haben oder Tipps und Hilfen für den Alltag benötigen. Das gilt auch für Familienangehörige von Erkrankten, denn im Umgang mit dem Augenleiden ergeben sich ja auch für das Umfeld Betroffener einige Probleme. Und das Wort 'blind' bildet auch heute noch eine große Hemmschwelle für Sehende“, weiß Schäfer. Tatsächlich sieht man einem „Blinden“ ja nicht unbedingt an, dass er nichts oder wenig mehr sieht. Die unterschiedlichen Arten einer Sehbehinderung bis hin zur völligen Blindheit lassen sich auch nicht am weißen Stock erkennen, dem landläufig als „Blindenstock“ bezeichneten, verlängertem Arm des Sehbehinderten in der Öffentlichkeit; ein sehr wichtiges taktiles Hilfsmittel. Ein eingeschränktes Sichtfeld bis hin zu einem nur noch winzigen „Sehfleck“, Phantombilder, Unschärfe: ein Plakat im Büro Schäfers veranschaulicht die verschiedenen Bilder, die ein Erkrankter wahrnimmt. Erkennt beispielsweise ein Mensch auf der Straße einen entgegenkommenden Bekannten nicht mehr, oder erst sehr spät, dann kann das verschiedene Ursachen haben. Makula-Degeneration, ein Glaukom (Grüner Star), Hornhautverkrümmungen, auch diabetisch bedingte Netzhauterkrankungen bis hin zur teilweisen oder vollständigen Netzhautablösung: alles kann – aber muss nicht – zur partiellen oder vollständigen Erblindung führen. Bei all diesen Problemen beraten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Blickpunkt Auge, vermitteln auf Wunsch und unkompliziert einschlägige Fachleute. Zu den Partnern der Organisation gehören Augenärzte und Augenkliniken, spezialisierte Augenoptiker, oder natürlich auch die Sozial- und Wohlfahrtsverbände des Landes. Und – nicht zu vergessen: die Behörden. Blickpunkt Auge kann und will nicht den Augenarzt ersetzen: es kann aber den Weg dorthin erleichtern. Die Beratungsstelle gibt es in Hanau und in einigen weiteren Orten Hessens, so beispielsweise in Bad Vilbel, Frankfurt, Darmstadt oder Gießen. Ein Blickpunkt-Auge-Beratungszentrum für gleichzeitig hör-sehbehinderte und taub-blinde Menschen befindet sich in Marburg an der Lahn.
Internet: www.blickpunkt-auge.de

 

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