Der folgende Artikel über
die besonderen Probleme von Blinden und Sehbehinderten in Zeiten von Corona
wurde von Bettina Bednarek und Silvia Schäfer verfasst und erschien am
16.07.2020 in der digitalen Ausgabe der lokalen Zeitungen
Offenbach-Post unter
https://www.op-online.de/region/hanau/hanau-corona-blind-sehbehindert-herausforderung-90010104.html
und Hanauer Anzeiger unter https://www.hanauer.de/hanau/hanau-corona-blind-sehbehindert-herausforderung-90010104.html
in leicht verkürzter Form.
Am 16.Juli erscheint der Artikel dann auch in der Printausgabe des Hanauer Anzeiger
Kontaktbeschränkungen in Corona Zeiten für blinde und sehbehinderte Menschen
So langsam nimmt das gesellschaftliche Leben wieder Fahrt auf und es kommt zu weiteren Lockerungen nach wochenlangen Einschränkungen. Für viele Menschen bedeutet es einen Schritt zurück in die Normalität. Doch „Maske tragen“ und „Abstand halten“ wird uns alle noch ein wenig begleiten. Wie finden sich allerdings blinde und sehbehinderte Menschen in dieser außergewöhnlichen Zeit im Supermarkt, am Bahnhof oder in einem Geschäft zurecht?
Aktuell gibt es fast wöchentlich eine neue maximale Personengrenze die angibt, wie viele Personen ein Geschäft oder eine Bank betreten dürfen. Das bedeutet, dass man sich Woche für Woche auf neue Personengrenzen einstellen und erstmal die Hinweisschilder vor der Bankfiliale, der Post oder vor einem Geschäft lesen muss. Für Sehgeschädigte kann dies zu einem Problem werden. Denn sie können die meist selbstgeschriebenen oder ausgedruckten Hinweisschilder nicht lesen. Auch das Abstandhalten ist für blinde und sehbehinderte Menschen ein Problem, denn die Abstandsmarkierungen in den Geschäften können von ihnen nicht gesehen oder gefühlt werden.
Doch wie kann man ihnen helfen, Abstand in der Schlange an der Kasse zu halten? Oder in der Bahn einem Mitfahrenden nicht zu nahe zu kommen?
Es wäre in dieser
Zeit und natürlich auch danach einfach vorteilhaft, wenn sehende Menschen
mehr sensibilisiert wären und auf ihre Umgebung und Mitmenschen achten
würden, sagt Silvia Schäfer, Leiterin der Bezirksgruppe Hanau des
Blinden- und Sehbehindertenbundes in Hessen. Wichtig sei es hierbei, die Person
einfach direkt anzusprechen, ob sie Hilfe benötigt. Unnötig sei es,
eine blinde oder sehbehinderte Person anzufassen und in eine Richtung zu schieben.
Wenn die Person Hilfe benötigt, könne man gern seinen Arm anbieten
und in die Richtung führen oder unter den gegebenen Abstandsregeln die
Richtung weisen. Sei es zu einem Sitzplatz in der Bahn oder auch in die Warteschlange
an der Kasse. Auch wäre es für viele sehbeeinträchtigte Menschen
hilfreich, wenn man ihnen einfach einen Hinweis gäbe, ob zum Beispiel in
der Bahn noch ein Sitzplatz frei ist oder man ein Geschäft betreten kann,
weil die Personengrenze noch nicht erreicht ist. Diese kleinen Hilfen würden
eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben vereinfachen.
Silvia Schäfer stellt fest, dass die Kommunikation im öffentlichen
Raum seit der Maskenpflicht schwieriger geworden ist. Die Menschen erscheinen
insgesamt stiller und dadurch wird es für seheingeschränkte Personen
auch schwieriger festzustellen, ob überhaupt jemand in der Nähe ist,
den man um Hilfe bitten könnte. Auch Sehende berichten, dass eine Unterhaltung
mit Maske schwieriger sei. Das aber nicht nur, weil der Stoff vor Mund und Nase
die Stimme dumpfer klingen lässt, sondern auch, weil man nur einen kleinen
Teil der Mimik des Gegenübers erkennen kann und damit das Verständnis
des Gesagten erschwert wird. Diese Situation haben blinde und sehbehinderte
Menschen zu jeder Zeit - nicht nur in der jetzigen Situation. „Wir können
lediglich anhand der Stimme verstehen, was der andere sagt und niemals den Gesichtsausdruck
deuten.“, erklärt Silvia Schäfer.
In eigner Sache: Die Bezirksgruppe
Hanau des Blinden- und Sehbehindertenbundes in Hessen ist Ansprechpartner für
alle Fragen rund um das Thema Auge im gesamten Main-Kinzig-Kreis. Die Bezirksgruppe
hat derzeit ca. 155 ordentliche und ca. 40 fördernde Mitglieder. Auf Grund
der Corona Pandemie sind in diesem Jahr bisher fast alle Veranstaltungen ausgefallen
und wahrscheinlich werden auch weitere größere Veranstaltungen nicht
stattfinden können.
Der Kaffeenachmittag und Stammtisch allerdings konnten bereits unter Einhaltung
der aktuellen Hygiene-Regeln wieder starten. Beides findet einmal im Monat statt
und ist auch für Nicht-Mitglieder offen. Jeder der sich interessiert, ist
herzlich willkommen. Weitere Informationen finden Sie unter der Homepage http://www.tibsev.de/
Persönliche Beratungen der Blickpunkt-Auge-Beratungsstelle können
bis auf weiteres noch nicht stattfinden, weil der vorgeschriebene Abstand bei
den Beratungen nicht eingehalten werden kann. Außerdem dürfen noch
keine Hilfsmittel vorgeführt werden, da diese sehr schwierig zu desinfizieren
sind. Telefonische Beratungen und Auskünfte per E-Mail sind aber weiterhin
uneingeschränkt möglich.
Für Rat und Hilfe bei Sehverlust wenden Sie sich gerne an Silvia Schäfer,
Leiterin der Blickpunkt-Auge-Beratungsstelle in Hanau unter 06181/956663 oder
per E-Mail an info@tibsev.de
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