Am 30.Juni 2009 erscheint im "Hanauer Anzeiger " folgender Artikel über unser Mitglied Sandra Platano:
Schon immer
„bisschen draufgängerisch“
Blinde Reiterin Sandra Platano hat hohe Ziele – Integrative Turniere beim
RV Heldenbergen
Reiten
(sha/mol). Mit therapeutischem Reiten sollen behinderte Kinder Selbstvertrauen
und aufbauen und Nähe zu Lebewesen spüren. Für Sandra Platano
ist daraus ein Leistungssport geworden. Die blinde Reiterin vom Reiterverein
Heldenbergen startet regelmäßig bei nationalen Turnieren und hat
für die Zukunft sportliche Ambitionen. Auch ihr Club wird bei integrativen
Turnieren zum Pionier: Die Nidderauer richteten im Mai erstmals eine solche
Konkurrenz aus.
„Ein bisschen draufgängerisch war ich schon immer, habe mir viel
zugetraut“, erzählt Sandra Platano über ihre erste Begegnung
mit einem Pferd. In der Arbeitsgemeinschaft Sport der Blindenschule Marburg
bestieg sie ein solches Tier zum ersten Mal und war in der Folge nicht mehr
zu bremsen. Ging es zunächst noch um die Begegnung mit dem Pferd und das
Kennenlernen der Bewegung auf dessen Rücken, entwickelte Platano schnell
wettkämpferischen Ehrgeiz und wechselte ins Sportreiten. Da es nur sehr
wenige Turniere für Behinderte gibt, besucht die 33-Jährige jährlich
bis zu zehn Regelsport-Veranstaltungen im Dressurreiten.
Auch nach 15 Jahren im Sattel stellt Sandra Platano ihre Trainerin noch immer
vor eine besondere Herausforderung. „Für viele Übungen brauche
ich mehrere Wiederholungen, um sie zu erlernen“, erklärt sie den
Unterschied zu einem sehenden Reiter. Mit Schritt, Trab und Galopp kommen dennoch
alle Gangarten zum Einsatz. „Für die Tipps muss ich anhalten und
meine Trainerin stellt mir beispielsweise die Hände richtig. In meiner
Situation hat ein Reiter ein besonderes Verhältnis zu seinem Pferd“,
erläutert Platano.
Den Rest erledigt ihr Hengst „Griseldi’s Sohn“. Das Pferd
erkennt selbstständig die Außenbegrenzung des Reitplatzes und läuft
an dessen Rändern entlang. Eine spezielle Ausbildung hat das Tier dafür
nicht erhalten, es wurde lediglich nach seinem ruhigen Charakter ausgesucht.
Im Wettkampf wird die Orientierung durch so genannte „Caller“ hinter
der Barriere gewährleitstet. Sie verraten Platano durch Zuruf ihre Position.
Alternativ kann diese Aufgabe auch über ein Headset mit Funkverbindung
erledigt werden. Das ist der einzige Unterschied in der Durchführung, alles
andere läuft wie bei jedem nicht gehandicapten Dressurreiter auch.
An Ambitionen mangelt es Sandra Platano nicht. „Ich möchte an der
Deutschen Meisterschaft für behinderte Reiter teilnehmen“, sagt sie
selbstbewusst mit Blick auf die nationalen Titelkämpfe der 50 Besten. Dort
wird eine zusätzliche Einstufung nach vier Klassen des Handicaps vorgenommen.
Blinde werden in Grad drei eingeordnet, was „nur“ der zweitniedrigsten
Stufe entspricht. Dressurreiten zählt auch zum Portfolio der Paralympics,
soweit denkt die Heldenbergenerin aber noch nicht. „Der Nationalkader
C ist mein Ziel“, meint Platano und verweist auf den finanziellen Aufwand
und die fehlende Nachwuchsförderung in diesem Sport. „Ich nutze das
Reiten als Augleich zum Alltag.“ Sandra Platano ist Grundschullehrerin
und Mutter eines Sohnes.
Auf die Unterstützung ihres RV Heldenbergen und des Reitsportzentrums Hermann
kann sie zählen. Im Mai richtete der Verein zum ersten Mal ein integratives
Turnier mit behinderten und nicht behinderten Reitern aus und erntete viel Lob
vom Förderverein Deutsche Behinderte Sportreiter und Fahrer (DBSF). Ingrid
Nickel bezeichnete die Premiere als „hochkarätiges und außerordentlich
professionell ausgerichtetes Turnier“. 40 Teilnehmer können auf ein
Wiedersehen mit Nidderau hoffen. „Wir können uns vorstellen, das
Turnier auszuweiten und höhere Prüfungen anzubieten“, kündigt
Manfred Hermann, Besitzer des Reiterhofes, an. Die Veranstaltung, die mit Unterstützung
der Sparkasse Hanau durchgeführt wurde, zählt zu den wenigen ihrer
Art in Deutschland. Integrative Wettbewerbe sind noch recht neu und laufen zur
Zeit vielerorts an.
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